BDL zieht Bilanz zur Entwicklung des Luftverkehrs im 1. Halbjahr 2023
Nachfrage nach Flugreisen ist stark gewachsen | Maßnahmen für reibungslosen Start in den Sommerreiseverkehr zeigen Wirkung
Die vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) vorgelegten aktuellen Halbjahreszahlen zeigen, dass die Passagierzahlen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Deutschland um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben. Dank intensiver Vorbereitungen der Unternehmen und der Behörden gelang in diesem Jahr ein reibungsloserer Start in die Ferienzeit ohne größere Störungen und Wartezeiten an den deutschen Flughäfen. Die Pünktlichkeit hat sich im Sommer 2023 gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert.
„Im Interesse eines stabilen Flugbetriebs haben wir die Anstrengungen für einen reibungslosen Sommerreiseverkehr verstärkt. Diese Maßnahmen zeigen Wirkung“, sagt Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Neben der Einstellung zusätzlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stand die Optimierung der Prozesse beim Check-in, bei der Flugzeugabfertigung sowie beim Gepäckmanagement im Fokus.
Durch die Inbetriebnahme von neuartigen CT-Scannern an immer mehr deutschen Flughäfen konnten zudem die Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen gesenkt werden. Allerdings bleibt die Personalgewinnung eine Herausforderung. „Der Arbeitskräftemangel in Deutschland macht sich auch bei den Unternehmen der Luftverkehrsbranche nachhaltig bemerkbar“, sagt von Randow.
Nachfrage nach Flugreisen wächst weiter
Infolge der weiterhin wachsenden Nachfrage nach Flugreisen sind die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 auf insgesamt 87,7 Millionen gestiegen. Verglichen mit dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 erreicht der Luftverkehr von, nach und in Deutschland inzwischen ein Niveau von 74 Prozent. Ähnlich hat sich der Travel-Retail-Markt entwickelt, zu dem u.a. die Duty-Free-Shops an den Flughäfen gehören.
Besonders stark entwickelte sich im ersten Halbjahr 2023 die Nachfrage und damit auch das Sitzplatzangebot auf der Langstrecke. Im Verkehr von und nach Nordamerika nähert es sich mit einem Wert von 92 Prozent im Vergleich zu 2019 dem Vor-Corona-Niveau an. Der Europa-
Verkehr blieb mit 78 Prozent gegenüber 2019 dahinter zurück. Grund ist hier vor allem ein deutlich zurückhaltendes Flugangebot europäischer Punkt-zu-Punkt-Airlines am deutschen Markt. Während das Angebot dieser Fluggesellschaften in Europa insgesamt mit 103 Prozent bereits das Niveau von 2019 übersteigt, beträgt es in Deutschland lediglich 63 Prozent.
Im rein innerdeutschen Verkehr bleibt es beim Trend der Verlagerung auf die Straße und Schiene sowie die Nutzung digitaler Kommunikationsmöglichkeiten: Das Sitzplatzangebot erreichte hier 47 Prozent des Niveaus von 2019.
Warnung vor Verlagerung von Passagierströmen an Drehkreuze außerhalb der EU
Mit Sorge blickt die deutsche Luftverkehrswirtschaft auf den Trend zur Verschiebung von Passagierströmen zu Drehkreuzen der Fluggesellschaften in der Türkei und am Persischen Golf. Eine langjährige Analyse durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, dass es vor allem im Verkehr mit Asien zu einer weiteren Verlagerung von Passagierströmen aus Deutschland zu Drehkreuzen außerhalb der EU kommt. Von 2010 bis 2023 ist der Anteil der Umsteiger an Non-EU-Drehkreuzen von 38 auf 55 Prozent gestiegen.
„Die im Verlauf vieler Jahre auferlegten Zusatzbelastungen des Luftverkehrs in Deutschland und Europa haben die Fluggesellschaften und Drehkreuze außerhalb der EU zulasten der europäischen Unternehmen bevorteilt. Die Analysen der Passagierströme belegen eine Fehlentwicklung, die dringend korrigiert werden muss. Umso wichtiger ist es bei den großen Zukunftsaufgaben des Klimaschutzes, eine wettbewerbsneutrale Ausgestaltung zu erreichen. Nur dann können Wettbewerbsverzerrungen, Verkehrsverlagerungen und ein klimapolitisch kontraproduktives Carbon Leakage wieder eingedämmt werden“, unterstrich BDL-Hauptgeschäftsführer von Randow.
Gestiegene Energiepreise und eingetrübte Weltwirtschaft führen zu Fracht-Rückgang
Bei der Luftfracht wirkten sich in der ersten Jahreshälfte 2023 die Eintrübung der Weltwirtschaft, die gestiegenen Energiepreise sowie das Ende der Corona-Pandemie auf das Frachtvolumen aus. An deutschen Flughäfen wurden 2,3 Millionen Tonnen Güter verladen. Das sind rund zehn Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und drei Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Jahres 2019. Trotz der rückläufigen Frachtmengen konnten die deutschen Luftfrachtstandorte ihre Spitzenposition in Europa verteidigen.
Weiteres Wachstum des Luftverkehrs in Deutschland erwartet
Die verstärkte Nachfrage nach Flugreisen wird sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft erwartet von August 2023 bis Februar 2024 einen Anstieg der Passagierzahlen um 10 bis 15 Prozent im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten. Das derzeit geplante Sitzplatzangebot erreicht in der Spitze bis zu 88 Prozent des Niveaus von 2019. Im übrigen Europa liegt das Angebot sogar darüber und erreicht für die kommenden sechs Monaten bereits 103 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.