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Standortkosten.

Nationale Alleingänge bei Steuern und Abgaben erzeugen im international organisierten Luftverkehr große Wettbewerbsverzerrungen. Überdurchschnittlich hohe staatlich induzierte Kosten verschlechtern die Luftverkehrsanbindung der jeweiligen Volkswirtschaft – und gehen direkt zu Lasten der dort beheimateten Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft.

In Deutschland haben sich die staatlichen Standortkosten seit dem Jahr 2020 nahezu verdoppelt. Dies ist ein entscheidender Grund dafür, warum die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland nach dem Einbruch in den Corona-Jahren im europäischen Vergleich noch immer schleppend verläuft.

Die staatlichen Standortkosten bestehen im Wesentlichen aus drei Faktoren:

  • Nationale Luftverkehrsteuer
  • Luftsicherheitsgebühren (Sicherheitskontrolle am Flughafen)
  • Flugsicherungsgebühren

Für europäische Fluggesellschaften ist die Höhe dieser Abgaben bei der wirtschaftlichen Ergebnisrechnung ein wichtiger Faktor. Bei der Entscheidung, wo sie ihre Flugzeuge zum Einsatz bringen, spielen die staatlichen Standortkosten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Standortkosten haben somit direkte Folgen für die Anbindung einer Volkswirtschaft an den internationalen Luftverkehr.

An europäischen Flughäfen außerhalb von Deutschland sind diese Abgaben entweder zum Teil nicht existent oder deutlich niedriger. So erhebt nur jedes zweite EU-Mitglied überhaupt eine Luftverkehrsabgabe – und in keinem anderen Land ist diese so hoch wie in Deutschland.

Nach der erneuten Erhöhung der Luftverkehrsteuer zum 1. Mai 2024 summieren sich die staatlichen Standortkosten für einen Flug von einem deutschen Flughafen ins europäische Ausland mit einem typischen Mittelstreckenflugzeug (Airbus A320neo mit 180 Sitzplätzen, Auslastung 85 Prozent) auf 4000 und 4400 Euro. Zum Vergleich: In Barcelona liegen die staatlichen Standortkosten bei rund 660 Euro, in Rom bei rund 2200 Euro.

Airlines verlagern Flugzeuge in andere Länder

Weitere Steigerungen der Standortkosten für den Luftverkehr in Deutschland sind bereits beschlossen: Parallel zur jüngsten Erhöhung der Luftverkehrsteuer wurde der Ausgleichsmechanismus für Einnahmen aus dem europäischen Emissionshandel abgeschafft.

Darüber hinaus steigt ab dem Jahr 2025 der Höchstsatz für die Luftsicherheitsgebühren von 10 auf 15 Euro je Passagier. Auch diese Maßnahme treibt die staatlichen Standortkosten weiter in die Höhe.

Der Unterschied zwischen diesen Kosten in Deutschland und im Rest Europas ist inzwischen so gravierend, dass wichtige große europäische Fluggesellschaften wie Easyjet, Eurowings, Ryanair oder Wizz Air ihre Flugzeuge viel stärker an Standorten außerhalb Deutschlands einsetzen. Hier verdienen sie wegen der niedrigeren staatlichen Standortkosten bei vergleichbaren Ticketpreisen mehr an einem Flug als in Deutschland.

 

Deutschland erholt sich nur langsam

Die stark gestiegenen staatlichen Steuern und Gebühren haben daher unmittelbare Folgen für die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland nach der Corona-Pandemie. Bei der sogenannten Recovery liegt die Bundesrepublik weit hinter der Entwicklung im restlichen Europa zurück. Während sich viele andere Märkte in Europa im Sommer 2024 wieder auf Vorkrisenniveau befinden – oder dieses sogar überschreiten –, bleibt der Luftverkehrsstandort Deutschland zurück. Die Länder, die 2024 das Vorkrisenniveau erreichen oder übertreffen, zeichnen sich größtenteils durch ein niedrigeres Niveau der staatlichen Abgaben aus.

Vor allem die für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtigen europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehre, die viele Wirtschaftszentren direkt miteinander verbinden, bleiben in ihrer Entwicklung weit hinter den übrigen europäischen Ländern zurück.

Besonders deutlich wird dies bei einem Blick auf die Zahlen: Während das Angebot der Punkt-zu-Punkt-Airlines in Deutschland im Sommer 2024 bei durchschnittlich 78 Prozent des Vor-Corona-Niveaus beträgt, liegt es im übrigen Europa bei 116 Prozent. Einzelne Märkte liegen sogar deutlich darüber – zum Beispiel Griechenland (162 Prozent) und Portugal (130 Prozent).

Konnektivität der Wirtschaftsregionen sinkt

Spürbar wird die schlechtere Anbindung Deutschlands an den europäischen Luftverkehr vor allem in drei wichtigen deutschen Wirtschaftsregionen: In der großen Maschinenbauregion um Stuttgart, am Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen und in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Eine ganz Reihe an Zielen wird von diesen Standorten gar nicht mehr angeflogen. Und zu wichtigen Wirtschaftsmetropolen wie Madrid, London oder Mailand ist die Anzahl der täglichen Flüge massiv eingebrochen. Das bedeutet eine deutliche Verschlechterung der Anbindungsqualität dieser Wirtschaftsregionen in Deutschland.

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Dirk Helf Dirk Helf Leiter Wirtschaft und Infrastruktur +49 30 520077-145
Alexander Klay Alexander Klay Pressesprecher +49 30 520077-165